Von Damals...
…bis Heute
„Die freiwillige Feuerwehr in Eichenbühl wurde im Jahr 1874 errichtet und es haben folgende Ereignisse stattgefunden:
Am 8. Juli d.J. wurde die Hauptprobe abgehalten und sich folgende freiwillige Feuerwehren daran betheiligt: Kleinheubach, Bürgstadt, Breitendiel, Schneeberg, Miltenberg, auch betheiligte sich Herr Bezirksamtmann Dr. Vogler an der Probe. Sie verlief zur vollsten Zufriedenheit aller Anwesenden…“
So der originale Wortlaut im Protokollbuch zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Eichenbühl im Jahre 1874.
Doch nicht nur der Wortlaut aus der damaligen Zeit war ein anderer, auch die Ausrüstung der ersten Kameraden war noch sehr spartanisch. Lediglich von „Requisiten“ ist ab und an die Rede.
Trotzdem erfüllte die Wehr ihren Zweck. Und so ist bereits nach einem halben Jahr über den ersten Einsatz zu lesen:
„Am 21.Januar 1875 kam in Neunkirchen ein Kirchthurmbrand durch Blitz erzeugt vor, wobei die freiwillige Feuerwehr mittels Feuerbote dorthin beordert wurde.“
Der zweite Einsatz allerdings ließ etwas länger auf sich warten, ein Brand von 3 Scheunen und 2 Häusern durch Blitzeinschlag in Bürgstadt. Nach diesem war man jedoch besonders stolz auf ein Schreiben das wenige Tage später eintraf.
Würzburg, den 26.Septbr. 1879
Kgl. Regierung Unterfranken und Aschaffenburg
Kammer des Innern.
Betreff.
Brandfall in Bürgstadt
In Erwiderung des Berichtes vom 20. Septbr. d.J. wird das kgl. Bezirksamt beauftragt der freiwilligen Feuerwehr Eichebühl, welche laut Bericht ihre Spritze und schwere Schubleiter, bei Abwesenheit der Pferde Eichenbühls selbst nach Bürgstadt gezogen hat und dadurch einen Beweis ihrer Diensttreue gegeben hat, die Anerkennung der unterfertigten Stelle auszusprechen.
Kgl.Regierungspräsident
Insgesamt sieben Einsätze waren es, die bis zum Ende des Jahrhunderts, also in 26 Jahren gefahren wurden.
Während dem 1.Weltkrieg von 1914 – 1918 hatte die Wehr, wie viele andere auch, mit akutem Personalmangel zu kämpfen. So waren bei der Generalversammlung am 2.Januar 1916 lediglich 8 Mann anwesend, Übungen (auch überregional) fielen wegen mangelnder Mannschaft aus und in den Jahren 1917 u. 1918 blieben die Eintragungen ins Protokollbuch gänzlich aus.
Der 2.Weltkrieg 1939 – 1945 brachte die gleichen Probleme und so kamen im Jahre 1942 die ersten Frauen zur Feuerwehr Eichenbühl.
Ein Waldbrand im Kohlgrund, verursacht durch den Absturz eines deutschen Kampfflugzeuges in dieser Zeit fand besondere Erwähnung im Protokoll.
Der Wiederaufbau der Wehr erfolgte offiziell am 27.April 1946 mit 15 neuen Mitgliedern. Im gleichen Jahr konnte die Wehr noch dazu die erste Motorspritze ihr Eigen nennen.
Das erste Feuerwehrfahrzeug kam 1952 nach Eichenbühl. Der Wagen der Marke „Dodge“ hatte zuvor bei der amerikanischen Armee ausgedient. Im August 1954 kam dann noch ein Anhänger mit 200 Metern der damals weit verbreiteten „Lanninger Rohre“ hinzu.
Bereits seit dem Jahr 1967 hilft die Feuerwehr beim heute traditionellen und aus dem Jahresverlauf kaum mehr wegzudenkenden Eichenbühler Bergrennen. So gehört neben der Brandsicherheitswache auch der Verkauf der Eintrittskarten auf der Strecke zu den Aufgaben der Wehr.
1968 wurde mit dem Bau des neuen Feuerwehrhauses im Rathaushof begonnen. Die Einweihung konnte dann am 28.Juni 1970 gefeiert werden womit das alte Spritzenhaus an der Kapelle ausgedient hatte.
Am 25.Oktober 1972 erhielt die Wehr ein fabrikneues Löschgruppenfahrzeug LF 8 auf Opel Blitz das seinen Dienst bis ins Jahr 2001 verrichtete. Im Rahmen der Festlichkeiten zum 100 jährigen Bestehen der Wehr mit Kreisfeuerwehrfest vom 6. – 9. Juli 1973 erhielt das Fahrzeug seinen kirchlichen Segen.
Nach dem Kauf eines gebrauchten VW – LT28, der zum Mehrzweckfahrzeug ausgebaut wurde, war die Feuerwehr Eichenbühl für die kommenden Jahre bestens ausgerüstet.
Ihren größten Einsatz hatte die Eichenbühler Wehr dann am 22.Mai 1978 bei der „Unwetterkatastrophe im Erftal“.
Nachdem innerhalb von zwei Stunden mehrere Wolkenbrüche im Erftal und Umgebung niedergegangen waren, wurde das sonst so beschauliche Flüsschen Erf zu einem reißenden Strom, dem auch zahlreiche Autos und mehr als 50 Campingwagen zum Opfer fielen. Diese sorgten dann auch noch für eine weitere Verschärfung der Lage indem sie die Brücken versperrten und das Wasser so noch zusätzlich anstauten.
Die Zuflüsse der Erf brachten Unmengen Wasser, Schlamm und Geröll zu Tal und richteten dabei erhebliche Schäden an.
Die Behebung der Schäden in Eichenbühl sowie in den Ortsteilen Riedern und Pfohlbach sollte noch Tage andauern. Dabei kamen neben den eigenen Wehren auch zahlreiche Nachbarwehren, das THW und sogar die Bundeswehr zum Einsatz. Auch die Bevölkerung half tatkräftig bei den Aufräumarbeiten mit.
Die Zunahme von Einsätzen mit technischer Hilfeleistung und der allgemeine Wandel der Feuerwehren von reinen Brandschützern zu „Allroundhelfern“ machte im Jahre 1989 die Anschaffung eines neuen Fahrzeuges erforderlich. Das TLF 16/25 mit Zusatzbeladung für die Technische Hilfeleistung konnte am 27.Mai 1990 im Rahmen eines Gartenfestes am Gerätehaus eingeweiht werden und hat sich seitdem bei zahlreichen Einsätzen bestens bewährt.
Vom 2. – 5. Juli 1999 feierte die Freiwillige Feuerwehr Eichenbühl ihr 125-jähriges Bestehen und war dabei erneut Ausrichter des Kreisfeuerwehrfestes. Dabei wurde auch das heutige Mehrzweckfahrzeug auf Mercedes Sprinter als Ersatz für das in die Jahre gekommene alte Fahrzeug in Dienst gestellt.
Nachdem das LF 8 aus dem Jahr 1972 zum wiederholten Male seinen Dienst versagt hatte musste auch dafür zweckmäßiger Ersatz gefunden werden. So konnte die Wehr im Rahmen des Florianstages 2001 ein gebrauchtes Löschgruppenfahrzeug LF 16-TS übernehmen.
Als zukunftsweisend lässt sich die Aufnahme der Planungen zum Bau eines neuen Feuerwehrhauses im Jahr 2006 bezeichnen. Nicht zuletzt durch das enorme Engagement der eigenen Mitglieder sowie den vielen freiwilligen Helfern und Unterstützern war es möglich, dass unser heutiges Domizil, nach sechsjähriger Planungs- und Bauphase, am 29.April 2012 offiziell eingeweiht werden konnte.
Weitere zwei Jahre später, am 18.Mai 2014, konnte der Fuhrpark, mit der Einweihung eines gebrauchten Versorgungs-LKW, um ein für das breite Einsatzspektrum unserer modernen Wehr unverzichtbares Logistikfahrzeug ergänzt werden.
Die Freiwillige Feuerwehr Eichenbühl zeigt sich somit heute, wie damals, als motivierte und schlagkräftige Feuerwehr die Tag und Nacht bereit ist Ihren Dienst am Nächsten zu versehen, getreu unserem Wahlspruch „Gott zur Ehr’ dem Nächsten zur Wehr“…
by Michael Frank